Die Kirche ist da für die Seelsorge an Menschen mit evangelischem Bekenntnis in den Justizanstalten Stein, Krems, St. Pölten, Göllersdorf, Sonnberg, Korneuburg, Hirtenberg, Wiener Neustadt, Gerasdorf und Schwarzau. Dafür arbeiten der Gefängnisseelsorger, Pfarrerinnen und Pfarrer und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Regelmäßig werden auch Gottesdienste gefeiert.
Von den 28 Justizanstalten Österreichs befinden sich 10 in Niederösterreich (ca. 2400 Menschen in Haft), darunter auch alle Sonderjustizanstalten (Jugendliche/Gerasdorf, Frauen/Schwarzau, abnorme Rechtsbrecher/Göllersdorf und die klassische Justizanstalt Stein).
Die Gefängnisseelsorge ist ein wichtiger Bereich kirchlicher Arbeit, sozusagen eine "Gemeinde hinter Gittern". Dazu gehören Gottesdienste, manchmal sogar Einritte, Taufen auch Beerdigungen; Trauergottesdienste - auch für Angehörigen-, ebenso - wenn möglich - die Aussegnung aus der Zelle (diese Art der Wertschätzung ist eine Möglichkeit, sich in Würde von Toten zu verabschieden), Glaubens- und Meditationskurse, Bibelkreise, Gesprächsgruppen, Erwachsenenbildung (z.B. Sprachkurse in der JA Sonnberg). Die Seelsorge nimmt die Menschen als das wahr, was sie sind: als Menschen.
Die Einzelseelsorge und Gespräche Führen in Form der beratenden und therapeutischen Seelsorge - mehrere Stunden am Tag - mit einzelnen oder auch mehreren - ist unsere Hauptarbeit - auch die Begleitung von Suizidgefährdeten und manchmal auch Sterbebegleitung. Im Gefängnis kommen mehr Fragen auf, als Justiz oder Polizei beantworten können. Scheitern und Versagen, Schuld und Scham, das Fehlen jeder Perspektive bei Lebenslänglichen oder Menschen im Maßnahmenvollzug - für die damit verbundenen Probleme stehen wir zur Verfügung.
Ein besonderes Anliegen von uns ist, die "Welt draußen" ins Gefängnis zu holen und dem Sog der Isolierung widerstehen. Nicht: hier im Gefängnis sind die Bösen und draußen die Guten. Diese Vorurteile zu durchbrechen, ist mir ein wichtiges Anliegen. Jeder Besuch ist ein Zeichen für die Menschen in Haft, dass sie nicht vergessen sind und noch Hoffnung besteht.
Eine Brücke zur Welt ist die ebenfalls sehr zeitintensive Arbeit mit der Familie bzw. mit den EhepartnerInnen und LebensgefährtInnen, den Eltern, um die Beziehung über die Haft hinaus zu erhalten. Diese werden in der Regel mit bestraft. Der Ernährer fällt aus, die Wohnung ist nicht mehr bezahlbar, und so werden sie zu Sozialhilfeempfängerinnen. Frauen tragen die Hauptlast der Erziehungsarbeit, sind auf sich alleine gestellt.
Ein großes Anliegen ist der Sozialfonds und damit verbunden auch das Verständnis und die finanzielle wie auch ideelle Unterstützung unserer Arbeit "von draußen" - durch Einzelpersonen und Pfarrgemeinden. Der diakonische Auftrag ist für uns keine Nebensache. Menschen in Haft und deren Angehörige benötigen oft eine kleine soziale Unterstützungen und Hilfestellungen.
Unser Konto:
Evangelische Gefängnisseelsorge Niederösterreich
BLZ 32000 KtoNr. 4560793